Die WM ist jetzt vorbei und die
Bundesliga steht vor der Tür. Doch wie sieht es momentan eigentlich bei der
Eintracht aus?
Obwohl es mir schwer
fällt Joselu überhaupt in einem Satz mit den anderen Spielern zu nennen, da er
nur eine Saison bei der Eintracht war und sich teilweise mehr um Instagram kümmert, als um seine sportliche Aufgabe. Auch
sein Abschiedsbrief ist mit Vorsicht zu genießen, denn er hat sich trotz dieser
besonderen emotionalen Saison, bewusst gegen die Eintracht und für die gut gefüllten
Taschen von Martin Kind entschieden. Der Transfer scheiterte nämlich nicht an der
Ablösesumme, sondern vor allem an Joselus Gehaltsvorstellungen, wie Hübner in
einem Interview mit der FAZ
mitteilte: „Wir waren so nah an dem
Spieler und an seinem Berater dran, dass wir wussten, dass es gar keinen Sinn
macht, ein Angebot zu unterbreiten – weil wir uns schon mit dem Spieler wegen
des Gehalts nicht einigen konnten.”
Wenn Joselu also wirklich
gerne bei der Eintracht geblieben wäre, dann hätte man eine gemeinsame Lösung
finden können. So geschehen beim Leihgeschäft von Jermaine Jones mit Bayer
Leverkusen in der Saison 04/05. Jones versprach nach dem Aufstieg vor laufenden
Kameras von Sport1: „Ist mir egal ob ich
noch Vertrag in Leverkusen habe, ich werde nächste Saison für die Eintracht
spielen!“ Das Versprechen hat er gehalten.
Aber Joselu, hat seine Leistung
gebracht und mit seinen Toren einen Teil zum Klassenerhalt beigetragen. Deutlich
schwerer zu verkraften sind allerdings die Abgänge von Schwegler, Rode und
Jung. Diese Spieler sind schon seit Jahren bei der Eintracht und hatten neben
Alex Meier den größten Anteil am Aufstieg und der überragenden ersten
Bundesliga Saison.
Leider sind im Zuge Schweglers
Wechsels nach Hoffenheim viele negative Stimmen aufgekommen. User „ziccomania“ schrieb
beispielsweise bei sge4ever.de zum Wechselgerücht: „sehr gute Entwicklung! nur weg mit der
überschätzten Luftpumpe! tauschen gegen Josule!” Man beachte die Schreibweise Josule.
Herzlichen Glückwunsch ziccomania, du scheinst von Fußball genauso viel Ahnung zu
haben wie Cathy Fischer. (Hier
detailgetreu imitiert von Simone Ballack) Neben dem falsch geschriebenen Namen,
wurde hier scheinbar auch vergessen wie wichtig ein fitter Schwegler für die
Eintracht war und was er alles geleistet hat.
Schwegler hat mehrfach
bessere Angebote abgelehnt, ist mit der Eintracht in die 2. Liga gegangen und
hat für uns 5 Jahre, im wahrsten Sinne des Wortes „die Knochen hingehalten“. Die
Eintracht war für Schwegler keine x-beliebige Station seiner Karriere, weswegen
er nach dem Erreichen der Europaleague vor der Kurve bekannt gab, dass die
Mannschaft 10.000€ aus eigenen Taschen für Choreos spenden wird. Klar sind
10.000€ für Profifußballer keine Riesensumme, aber ich kenne keine
vergleichbare Aktion einer anderen Mannschaft. Danach stimmte Schwegler das
Lied „Ob Rom, Mailand oder London...“ an und während die Kurve antwortete bekam
ich eine wahnsinnige Gänsehaut. Schwegler ist ein 100% fairer Sportsmann und
vorbildlicher Kapitän, der sich, als einer der wenigen Bundesligaspieler über
sein Privileg bewusst ist und demütig zeigt. Einen solchen Spieler werden wir
vielleicht nie wieder in unseren Reihen haben.
Gründe für Schweglers
Wechsel dürften auch beim Trainer und Management zu suchen sein. Diese gaben
vor allem im letzten halben Jahr keine souveräne Rolle ab.
Angefangen bei der
schier unendlichen Geschichte der Trainer- und Stürmersuche. Bereits im
Wintertrainingslager hat Veh die Verantwortlichen darüber informiert, dass er
am Saisonende aufhöre möchte. Trotzdem wurde erst am 21. Mai ein neuer Trainer
präsentiert. Von den Terminen her ist das noch im grünen Bereich. Gerade bei
einer solch wichtigen Entscheidung sollte man sich Zeit lassen, um nicht wie
der HSV in Abfindungen zu ersticken. Dennoch würde ich gerne wissen, wie lange
Mainz 05 für seine Trainerverpflichtung gebraucht hat. Stürmer wurden bis heute
keine verpflichtet.
Zudem liefert Hübner oft
unrealistische oder widersprüchliche Aussagen.
Die letzten Jahre sprach
Hübner wie kein anderer davon, er wolle offensiven und erfolgreichen Fußball zu
zelebrieren, weswegen Roger Schmidt als Trainer kommen sollte. Diese Aussage hört
man als Fan gerne, aber es ist einfach nicht realistisch, wenn man das
Spielermaterial der Eintracht betrachtet. Otto Rehhagel hat niemals davon
geträumt mit Griechenland offensiven Fußball zu spielen, Erfolg hatte er
trotzdem. Erfolg können wir mit der Eintracht auch haben, aber nicht wenn man
versucht die Spielweise von Mannschaften zu kopieren, die völlig andere Voraussetzungen
haben.
Hübners Wunsch wurde zwar anfangs von der Spielweise der Mannschaft
bestätigt, die Gründe dafür sind aber simpel. In der 2. Liga waren wir vielen Mannschaften
einfach überlegen und in der 1. Liga kamen ein guter Lauf, sowie falsch
eingestellte Gegner zusammen. Der letzten Saison kann man hingegen nicht den
Stempel erfrischender, offensiver Fußball aufdrücken und wie soll das bitte mit
der aktuellen Mannschaft in der nächsten Saison anders sein?
Das hat Herr Hübner anscheinend
erkannt und spricht daher seit neuestem häufig davon mehr auf die eigene Jugend
zu setzten. Dieser, von vielen Fans geforderte Wunsch gipfelte in der Aussage „Wenn wir später einmal wie er (Thomas
Schaaf) einen Özil nach Real Madrid abgeben könnten, wäre das perfekt.“ aus
dem oben bereits erwähnten Interview. Özil kommt jedoch aus der Jugend von
Rot-Weiss Essen bzw. Schalke 04 und spielte schon anderthalb Jahre Bundesliga,
bevor er zu Werder ging. Die Ablöse betrug damals fünf Millionen Euro und
dürfte daher deutlich über dem Budget der Eintracht liegen. Zumal ein solches
Talent auch internationale Perspektive bekommen möchte, was die Eintracht
aktuell nicht bieten kann.
Hübners Wunsch passt ebenso
nicht damit zusammen, dass die U23 eingestellt wird und die wenigen Talente,
die wir haben, verkauft werden. Jüngstes Beispiel Marc-Oliver Kempf, dessen
Klasse angeblich nicht für die Eintracht reicht.
Zur bisher erfolglosen
Stürmersuche lieferte Hübner erst kürzlich eine widersprüchliche Aussage. In
einem Interview mit dem kicker
spricht Hübner davon, dass „drei bis vier
neue kommen, zwei Stürmer und zwei offensive Außenspieler“. Nur um dann im
gleichen Interview zu sagen: „Aber wir wollen keinen Transfer machen,
nur um einen Transfer zu machen." Welche Aussage gilt dann am 31. August,
wenn die Eintracht erst zwei offensive Spieler geholt hat?
Außerdem beweist die
Vergangenheit, dass häufig Transfers getätigt wurden, „nur um einen Transfer zu
machen“. Wie erklärt sich sonst die teilweise erschreckend kurze Verweildauer
von Spielern bei der Eintracht. Beispielsweise wurden Tobias Weis und Dorge Kouemaha,
bereits nach einem halben Jahr, nahezu ohne Spielpraxis wieder abgegeben.
Gleichzeitig werden bei
der Eintracht unverhältnismäßig oft Spieler weggeschickt, ohne dass Ersatz
vorhanden ist. Lakic wurde im Winter zum Wechsel gedrängt und wir sind mit nur
zwei Stürmern in die Rückrunde gegangen. Celozzi musste jetzt gehen, Hübner
dazu in der Bild:
„Er hat es hier in zwei Jahren nicht zum
Stammspieler geschafft. Da sollte er sich einer neuen Herausforderung stellen.
Das macht mehr Sinn.“ Um es überspitzt zu sagen, müsste nach dieser Logik ebenso
jeder Ersatztorwart gehen.
Vergessen zu haben scheint Hübner auch, dass Celozzi
in der Saison 12/13 sozusagen der 12. Mann unter Veh war und nach dem Abgang
von Jung definitiv Bedarf auf der Rechtsverteidiger Position besteht. Mit
Chandler ist diese Position nur einfach besetzt. Natürlich ist es schön wenn
man Spieler die nicht zum erweiterten Kreis gehören von der Gehaltsliste
streichen kann. Dies trifft meiner Meinung nach aber nicht auf diese Spieler
zu.
Kommen wir zu einem ganz
besonderen Kapitel der Eintracht, Stürmer. Seit Yeboah hatten die Eintracht
keinen Stürmer mehr, der in zwei aufeinanderfolgenden Saisons zweistellig
getroffen hat (Meier ausgenommen). Ich bin selbst kein Freund von einem Spiel, welches
nur auf einen Spieler ausgerichtet ist, aber dennoch zeigt diese Statistik, was
die Eintracht von einem überdurchschnittlichen Bundesligateam unterscheidet.
Dafür gab es umso häufiger Missverständnisse und Transferflops. Occean, Friend,
Kouemaha, Caio (offiziell kein Stürmer), Kweuke und Mantzios um nur einige zu
nennen.
Auffallend ist auch, dass
neue Eintrachtstürmer häufig gut starten und Ihnen dann scheinbar nichts mehr
gelingt. Fenin traf dreimal in seinem ersten Spiel in Berlin, Lakic startet mit
einem Doppelpack in Hamburg und Kadlec schoss 3 Tore und bereitete ein weiteres
vor bei seinen ersten 3 Einsätzen für die Eintracht. Es ist ganz normal, dass
Stürmer mal häufiger, mal seltener treffen. Wichtig ist aber, dass Stürmer auch
in Phasen ohne Treffer das volle Vertrauen und die Rückendeckung vom Trainer
bekommen. Ob diese gefehlt hat, darüber lässt sich als Außenstehender nur
spekulieren.
Zu guter Letzt sollte
man nicht die erfolglose Kooperation zwischen Eintracht Frankfurt und
Manchester City mit dem Leihgeschäft von Mohammed Abu vergessen. Laut transfermarkt.de wurde Abu häufiger rumgereicht als ein Joint bei
Rainer Langhans und bei der Eintracht stand er nicht ein einziges Mal im Kader.
Hübner äußerte sich zur Kooperation in der FNP
wie folgt: „Wenn wir ein fester Teil der
ersten Liga werden, macht die Kooperation aber auf jeden Fall Sinn”. Sinnvoll
wären definitiv ein paar Leihgeschäfte für die vergangene Saison gewesen. Beispielsweise
der Stürmer John Guidetti der stattdessen an Stoke City verliehen wurde und in
sechs Ligaspielen lediglich 75 Minuten spielte. Potenzial scheint allerdings
vorhanden zu sein, denn er machte in der Saison 11/12 für Feyenoord Rotterdam
20 Tore und 8 Vorlagen in 23 Spielen.
Mit solchen
widersprüchlichen Aussagen und Zielformulierungen, die nicht erreicht werden
macht man es sich als Manager nur selbst schwer. Man denke nur an Kreuzer, der unlängst
seinen Platz räumen durfte. Aussagen,
wie er erwarte „lustlose“ Bayern und „wir können
und wollen die Bayern ärgern“ dürften dabei nicht unbedingt zur Jobsicherheit beigetragen
haben.
Natürlich weiß ich, dass
sportlicher Erfolg nur schwer planbar ist und es unvermeidbar ist Spieler zu holen,
die hinter den Erwartungen zurück bleiben. Die Häufigkeit der
Transfermisserfolge ist jedoch beunruhigend. Außerdem betreffen die Probleme
der Eintracht nicht nur das sportliche.
Das sogenannte „Catering“
von Aramark ist seit Jahren eine absolute Zumutung. Die Probleme (hier
sehr ausführlich beschrieben) kennt jeder regelmäßige Stadiongänger, was dazu
führt, dass sich eigentlich kein Dauerkarteninhaber im Stadion etwas zu essen holt.
Doch seit Krombacher als Bierpartner eingestiegen ist haben sich die Zustände
noch weiter verschlechtert. Nicht nur, dass der Bierpreis auf 4€ angestiegen
ist und wir damit hinter dem HSV mit 4,20€ den zweithöchsten Preis der Liga zahlen
müssen, sondern es wurde zusätzlich noch Becherpfand eingeführt. Pfand für
Mehrwegbecher ist absolut in Ordnung, zumal es sich um Becher mit Motiven der
Eintracht handelt. Allerdings erklärt sich mir nicht warum dafür 2€ Pfand
genommen werden müssen, wenn das Pfand beim VfB Stuttgart 1€ (anfangs sogar nur
0,30€) beträgt, bei exakt den gleichen Bechern, dem gleichen Bierpartner und
dem gleichen Caterer. Ein Ärgernis ist hierbei vor allem die Pfandrückgabe. Hier
hat der VfB eine clevere Alternative eingerichtet. Der Zuschauer kann seine Becher
in aufgestellte Behälter für einen gemeinnützigen Zweck abgeben. Bei 1€ pro
Becher ist das als Fan zu verkraften und doch kommt am Ende der Saison eine
ordentliche Summe zusammen. (aktueller Spendenstand ca. 30.000€)
Die neueste Enttäuschung
für die Fans sind die Trikots von Nike, beziehungsweise ihr stolzer Preis.
Jahrelang hat sich Bruchhagen gegen Nike entschieden, damit Fans keine 70-80€
für ein Trikot bezahlen müssen. Ab der neuen Saison kosten Trikots 85€, damit
ist die Eintracht Spitzenreiter in der Bundesliga. Nike Befürworter werden den
Preis durch bessere Qualität rechtfertigen und darauf hinweisen, dass Nike
Trikots standardmäßig 85€ kosten, wie bei der WM gesehen. Beim SC Freiburg allerdings
kosten Nike-Trikots weiterhin 70€ und bei Mainz nur 65€. Der Preisunterschied
beruht auf individuell gefertigten Trikots, statt Massenware. Ob dieser Unterschied 20€
wert ist bleibt zu bezweifeln, zumal sich die Trikots sich rein optisch kaum
von den letztjährigen unterscheiden.
Ich möchte in diesem
Brief nicht alles schlecht reden, denn wir haben einen fähigen Trainer und
einige Spieler mit großem Potenzial in der Mannschaft, Alex Meier und Kevin
Trapp zum Beispiel. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass wir es mit dem aktuellen
Kader schwer haben werden nächste Saison drei Mannschaften hinter uns zu
lassen. Für Hübner
ist es zwar “nicht das Thema, mit dem jetzigen Kader in
die Saison zu gehen. Deshalb macht es ihm auch keine Kopfschmerzen.” Aber
das erste Trainingslager ist bereits vorbei und die Zeit zur Eingewöhnung für neue
Spieler wird immer kürzer. Deswegen sollte es ihm langsam Kopfschmerzen bereiten.
Wir als Fans können nur hoffen, dass
Hübners Worten auch Taten folgen werden, denn es gibt noch viel zu tun bei der
Eintracht, auf und neben dem Platz.
Aus der Liebe zu dir,
Mirko Lorenz
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